Unsere Recherchen in der Marketingwelt der Tiere haben uns dieses Mal in die Alpen geführt.
Noch kurz vor dem 20. Jahrhundert entstand in dem Schweizer Kanton Bern eine Firma, deren Ruf sich über die Alpen nach Deutschland und schließlich sogar weltweit verbreitet hat. Wir haben sie bereits in einigen unserer Artikel erwähnt und das nehmen wir zum Anlass die gesamte Geschichte aufzuarbeiten: Die Entwicklung der Bärenmarke betrachten wir wie immer unter viehralen Gesichtspunkten.
Wohl aus Heimatverbundenheit wurde ursprünglich das Wappentier des schweizer Kantons Bern – der Braunbär – als Logo verwendet. Das Wappentier sieht allerdings nicht halb so putzig aus, wie der heute bekannte Teddybär mit der Milchkanne.
Vor 99 Jahren sah die Bärenmutter, die ihr Junges mit der Milchflasche füttert, dem Kantonswappen sehr ähnlich. Ihr grimmiger Gesichtszug wurde im Laufe der Zeit immer weiter entwickelt und steht somit für eine konsequente Markenführung. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg wurde das Gesicht des Bären etwas freundlicher.
In diesem Zusammenhang kommt ein amerikanischer Präsident ins Spiel: Theodore „Teddy“ Roosevelt. Er war von 1901 bis 1909 im Amt – gerade zu jener Zeit in der die Kondensmilchfirma sich in Deutschland etablierte. Nach ihm wurden die gefüllten Plüschbären benannt – und mit seinem Spitznamen wurden sie populär. Doch bevor diese Popularität richtig greifen konnte ging es wirtschaftlich erst einmal Bergab und zwei Weltkriege folgten.
In diesen schlechten Zeiten bestand ein großer Bedarf an sättigender Nahrung für Kleinkinder und kranke Menschen. Die Bärenmarke war die erste Kondensmilch mit einem höheren Fettgehalt. Und verlässliche und saubere Milchprodukte – welche durch das Kondensationsverfahren zu eben diesen gemacht wurden – fanden einen guten Absatz. Hier kann nun eine erste Assoziation hergestellt werden: In der Fabel steht der Bär für ein starkes Tier. Obwohl der Bär ja nachweislich vom Kantonswappen stammt, passt es doch ins Bild: „Bärenmilch macht stark“.
Anfang 1950 wurde das Markenlogo erneut verändert und stärker der Erscheinung eines Teddybären angeglichen. In dieser Zeit nach dem Krieg begann auch der erneute Höhenflug der Teddybären, was sich u. a. anhand der Firma Steiff belegen lässt.
Ein merkwürdiger Zufall – allerdings einer, der wohl nicht ganz unschuldig an der ungebrochenen Popularität der Marke ist. Viel später, im Jahr 2006 sollte der Bär in Deutschland zur beliebtesten Werbefigur gewählt werden!
Kinder vertrauen ihrem Teddybären und lassen sich von ihm beschützen. Die wichtigsten Geheimnisse werden mit ihm geteilt und auch wenn das Kind bereits erwachsen ist denkt es nur Gutes über seinen Teddybären. Im Sinne eines Präferenzkäufers könnte das kindliche Grundvertrauen in Teddybären tatsächlich auf die Bärenmarke transferiert werden. Kinder gehen zwar nicht die Milch einkaufen, aber die Erinnerung an ihren Teddy steckt tief im Unterbewusstsein der Erwachsenen. Dies kann allerdings nur angenommen werden: Wir wünschen an dieser Stelle den Psychologen viel Spaß beim prüfen der Annahme!
Im Laufe der Zeit veränderte sich das Einsatzgebiet der Kondensmilch von der Babynahrung zum Kaffe-Begleiter: Die Milchflasche mit der die Bärenmutter ihr Junges füttert wurde im Laufe der Zeit immer kleiner und verschwand schließlich komplett aus dem Logo, stattdessen wurde die Marke mit dem Slogan „.. zum Kaffe“ ergänzt.
Das aktuelle Logo – ohne Milchflasche
Wir haben in der Geschichte der Bärenmarke schon über hunder Jahre hinter uns gelassen und so könnte man annehmen, dass der Bär schon recht alt ist. Allerdings hat die Marktforschung der Bärenmarke etwas anderes ergeben: Die Befragten schätzen den derzeitigen Markenträger als jungen Bären ein. Das könnte als Indiz der frühkindliche Bindung zu Teddybären gewertet werden. Oder es ist darauf zurück zuführen, dass der Bär immer stärker verniedlicht wurde – und junge Tiere (inbesondere Tierbabys) sehen nun mal niedlicher aus als alte Tiere.
Praxisbeispiel
Dass die Bärenmarke sehr konsequent Viehrales Marketing betreibt lässt sich abschließend an einem konkreten Beispiel aus der Praxis belegen: Als die Medien den Braunbären Bruno zum Problembären erklärten und sein Abschuss gefordert wurde, setzte sich die Marke für seine Umsiedlung ein. (Leider ohne Erfolg)
Zwei jahre später gab es eine weitere Aktion in Kooperation mit dem WWF: Das Logo wurde entfernt und stattdessen durch den Schriftzug „rettet die Bären“ ersetzt. In der offiziellen Mitteilung des WWF wird von einer „No Logo-Kampagne“ gesprochen. Dem müssen wir allerdings widersprechen: Es handelt sich ganz klar um eine Non-Viehrale Marketing Kampagne. Flyer Rettet die Bären Aktion